Page 8 - Verschiedene Sagen
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gerne, denn er wusste gar schöne Geschichten zu
erzählen; lustige und traurige aus alter Zeit. Wenn
im Sommer die Nachmittagssonne recht heiß auf
die Felder schien und die Arbeiter sich zum Ves-
perbrot auf ein Stündchen im Schatten eines Bau-
mes gelagert hatten, dann holte der alte Stephan
sein Pfeifchen hervor, stopfte es, strich sich das
Schwefelhölzchen am linken Wamsärmel und
zündete die Pfeife an. "Seht, Kinder", begann er
bedächtig: "Die Zeit vergeht und wir mit ihr; und
doch meine ich, es wäre gestern gewesen, wo
auch ich so jung und stark war wie ihr da! Ich war
ein Bursche! Mir kam beim Tanzen und Ballschla-
gen nicht einer nach; aber auch in der Arbeit nicht.
In der alten Zeit mussten wir viel arbeiten; mehr
als ihr Jungen, ihr seid Herrn! Wenn wir zur Win-
terzeit die Eichen fällten, war ich immer als erster
fertig: dann half ich den ändern. Und so kam es oft
vor, wir nur spät am Abend heimgingen.
Einmal, es war früh dunkel geworden! — sahen wir
drüben über den Magura einen roten Streifen.
'Hopp', rief ich gleich, 'das ist der Smo! Fürchtet
euch nicht Freunde!' Und rauschend und fauchend
kam es durch die Luft gezogen; rechts und links
flogen die Funken, es einem ganz bang wurde.
Gerade wie er über uns ist, hören wir ein Knistern
und Sausen, und brrr! stand er mitten unter uns.
— Na, Mutter hilf! Meine Kameraden hatten sich