Page 10 - Verschiedene Sagen
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gelegenen  Ackers.  Im  Schatten  dreier  Garben
                       langweilte  sich  ihr  vier-  oder  fünfjähriger  Knabe.

                       Die ziemlich steil abfallende Seite des Berges
                       deckte ein alter stellenweise gelichteter Wald. Es

                       war um die vierte Nachmittagsstunde; im Dorfe
                       läuteten die Glocken zur Vesper. Glauben und

                       Sitte geboten  nunmehr die  Heimkehr; aber die

                       Bäuerin blieb bei der Arbeit. Da erhebt sich im na-
                       hen Walde lautes Getöse. Mit weithin schallendem

                       Peitschenknallen, mit Rufen und Schreien, mit "Hi"
                       und "Ho" wollen nirgends sichtbare Leute — so er-

                       zählte der Knabe — einen schwer beladenen Wa-
                       gen den bewaldeten weglosen Berg hinantreiben.

                       Wie verstört läuft die Mutter zum Jungen, rafft eilig

                       zusammen, was sie von Hause mitgebracht;  —
                       drüben  treibt  und  tost  es  fort,  kracht,  knallt  und

                       lärmt es immer ärger. Den Knaben an der Hand

                       flüchtet das Weib aus der Nähe des Waldes den
                       Berg hinab dem Dorfe zu. Den vom Felde schon

                       früher heimgekehrten Mannsleuten erzählt sie am
                       Abend: „Als man in die Vesper läutete, kamen die

                       mit dem 'schweren Wagen'. Ich will mein Lebtag
                       nicht mehr auf dem Hattert bleiben, wenn man in

                       die Kirche läutet."
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