Page 7 - Verschiedene Sagen
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Stadtrichter versprach ihm einen hohen Lohn. Der
                       Fremde füllte ein Kalbfell mit gebranntem Kalk und

                       stellte es auf einen freien Grasplatz an der Burg.
                       Er  versteckte  sich  und  blökte  wie  ein  Kalb.  Der

                       Drache hörte dies, sah das Kalb, flog hinzu und
                       verschlang es heißhungrig. Nach dem Verschlin-

                       gen verspürte er einen großen Durst, flog zum

                       nächsten Wasser und löschte seinen Durst. Da
                       fing aber der Kalk an, das Wasser begierig aufzu-

                       saugen  und  erhitzte  sich  so,  der  Drache zer-
                       platzte. So war der noch lebende Student gerettet.

                       Der dankbare Vater beschenkte den listigen Mann
                       aufs reichlichste und ließ zur Erinnerung an die

                       wunderbare Rettung seines Sohnes das Bild des

                       Lindenwurms an die Mauer, die vom östlichen Eck
                       der Stadt zum Schutze an der Zinne hinaufführt,

                       anbringen.






                                        Stephan und der Drachen


                       Der alte Taglöhner "Stephan" war als ein kluges,
                       pfiffiges Männlein im ganzen Dorf Minarken be-

                       kannt. Nun ist er schon lange tot. Die kleine

                       braune Tonpfeife im Mund, einen alten grünen,
                       von irgendeinem städtischen Herrn geerbten Filz-

                       hut auf dem Kopf, sah man ihn im Sommer jeden
                       Tag im Dorfe herumgehen. Die Leute mochten ihn
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